Start meiner Rennkarriere
Zuerst musste ich mich mit der Rennrodel vertraut machen, denn ich kannte nur die damals üblichen Rodeln. Sehr schnell hatte ich die Rennrodel im Griff, wusste sofort wie man damit hohe Geschwindigkeiten erzielen konnte. Die optimale Kurventechnik war für mich auch kein Problem.Mein erstes Rodelrennen
Vom Schönwieser
Rodelverein wurden ich und andere Rodelkollegen aus Schönwies im Jänner
1957 nach Kufstein zur „Tiroler Meisterschaft“ geschickt. Für mich war
das damals fast eine Weltreise, bedenkt man, dass ich bis 1956 aus dem
kleinen Dörfchen Mils bei Imst - mit knapp 250 Einwohnern - kaum
woanders hingekommen bin.
Wir mussten bereits einen Tag früher nach
Kufstein reisen, damit wir rechtzeitig die Rodelbahn kennen lernen und
früh genug am Start sein konnten. Ein altes Gasthaus war unser
Nachtquartier, die Kosten trug der Verein.
Ich erinnere mich noch, dass mindestens 35 Damen am Start für die
Tiroler Meisterschaft waren. Da waren Rodelgrößen wie Maria Isser,
Hanni Oberkofler, Agnes Neururer, Hanni Possmoser und viele andere am
Start. Und nun war auch ein Oberinntaler Mädchen dabei. Ich rechnete
damit, dass ich sicher nicht letzte im Damenfeld sein würde, jedoch war
meine Überraschung groß, als ich nach zwei Rennläufen bereits an 5.
Stelle lag. Die Plakette, die ich für den 5. Rang der Tiroler
Meisterschaft 1957 bekam, erfüllte mich voller Stolz. Es ging dann
Schlag auf Schlag. 1958 holte ich mir den Titel der Tiroler Meisterin
im Rennrodeln. Und gewann den großen Preis von Österreich in
Mellau/Vorarlberg.
Foto rechts: Auf dem Weg zum Start Rennen wurden früher ausschließlich auf Naturrodelbahnen ausgetragen.
Bei jedem nationalen oder internationalen Rodelrennen in Österreich war ich immer im Spitzenfeld klassiert. Die Rodelwelt bzw. die Verantwortlichen Funktionäre und Trainer im Österreichischen Rodelverband wurden auf mich aufmerksam und ich bin dann ins Nationalteam berufen worden. Mit dem Naturrodelsport aufgewachsen war es für mich anfangs eine Umstellung, die Rodeltechnik auf Kunstrodelbahnen zu beherrschen. Mit Trainingswochen auf verschiedenen Kunstbahnen war alles schnell wettgemacht und wiederum war der Name Helene Thurner bei allen Ergebnislisten ganz vorne geschrieben.
Es würde den Rahmen sprengen, alle Rennen die ich von 1957 - 1968 gefahren habe aufzuzählen und näher zu beschreiben. Nur die wichtigsten Rodelrennen sind mit wenigen Worten in meinem Bericht festgehalten.
Die Rodelsaison eines Winters dauerte jeweils von Ende Dezember bis Anfang März. In dieser Zeit war ich im In- und Ausland mindestens bei 10 – 12 Rennen am Start.
1959 - Meine erste Weltmeisterschaft
Die Weltmeisterschaft wurde an zwei Tagen gefahren und nach vier Läufen stand folgendes Ergebnis fest:
Den 5. Platz bei den Damen errang Helene Thurner.
Also für meine erste Weltmeisterschaft ein großartiger Erfolg!
Die Rodelsaison 1960
Die Rodelsaison 1960
startete für mich sehr erfolgreich. In verschiedenen nationalen
Rodelrennen belegte ich ausschließlich Spitzenplätze.
Es folgte die
Österreichische Staatsmeisterschaft in Weißenbach bei Liezen in der
Steiermark. Am 31.Jänner 1960, konnte ich mit dem Titel
„Österreichische Staatsmeisterin „ nach Hause fahren.
Foto: Auf der Olympia-Bobbahn in Garmisch Partenkirchen.
Im gleichen Jahr stand die Weltmeisterschaft in Garmisch
Partenkirchen an. Auf der ehemaligen Olympia-Bobbahn wurde die
Rodelweltmeisterschaft 1960 ausgetragen. Zu meiner Überraschung fanden
sich auch eine Handvoll „Schlachtenbummler“ aus Mils, meinem Heimatort,
ein was mich absolut freudig stimmte.
Die Rodelbahn befand sich in einem sehr guten Zustand und war ungemein schnell.
Ich konnte mich mit der Geschwindigkeit gut zurecht finden und es gelang mir als Jüngste im Österreichischen Team, den 4. Platz bei dieser Weltmeisterschaft zu belegen.
Die Tiroler Tageszeitung berichtete wie folgt:
"Auf der ganzen Welt, dort wo der Rodelsport gepflegt und ausgeübt
wird, kennt man die Milserin Helene Thurner, die den Ehrenpreis der
Stadt Innsbruck gewonnen hat, die aber nebenbei große internationale
Erfolge aufweisen kann. Sie wurde bei den Österreichischen
Staatsmeisterschaften auf der Kunstrodelbahn in Imst Erste und bei der
Weltmeisterschaft auf der Olympiabobbahn in Garmisch-Partenkirchen
eroberte sie den 4.Platz."
Hervorzuheben im Jahre 1961 ist die Weltmeisterschaft in Girenbad in der Schweiz, der Ort meiner ersten Weltmeisterschaftsmedaille.
Voll Stolz kehrte ich mit einer Bronzemedaille von dieser Weltmeisterschaft zurück. In Mils realisierten nur wenige, dass ich bereits zu den weltbesten Rodlerinnen zählte.
Ehrung in Wien
Im darauffolgenden Sommer erfolgte eine Ehrung aller erfolgreichen Teilnehmer Österreichs an den Weltmeisterschaften 1961 durch den Bundesminister Dr. H. Drimmel in Wien.
Training im Sommer
Der Rodelsport bzw. die Rennrodeln erfuhren eine Entwicklung, die immer schnellere Rennzeiten erlaubte und vom Rodler eine absolute Fitness und Athletik erforderte.
Österreich verfügte über Bundessportschulen (Schielleiten und Obertraun) an denen regelmäßig im Sommer die Rodelsportler zu einer Trainingswoche einberufen wurden. Mit einem Trainingsplan musste dann zu Hause weiter an der Kondition gearbeitet werden. Ich hatte natürlich keine Konditionsprobleme, denn mit der Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof war ich schwere Arbeit gewöhnt. Meisten Rodelkolleginnen war ich in dieser Beziehung weit überlegen.
Ereignisreich im Rodelsport war das Jahr 1962
Zum zweitenmal wurde ich Österreichische Staatsmeisterin und zwar in Bad Aussee. Die Europameisterschaften in Weißenbach bei Liezen standen an. An sich sollte ich den Titel „Europameisterin“ tragen. Der Titel wurde jedoch am grünen Tisch an die Polin Irene Pawelczyk, vergeben. Und das kam so: Als die Polin Pawelczyk im vierten Lauf stürzte, schien Helene Thurner als Europameisterin festzustehen. Da protestierten die Polen wegen „Veränderungen der Bahn“. Denn laufend musste auf Grund der milden Witterung die Bahn mit Schneematsch ausgebessert werden, um gefährliche Löcher auf der arg ramponierten Bahn zu vermeiden. Alle Sportler hatten die gleichen Bedingungen. Irene Pawelczyk stürzte außerdem erst 50 Meter nach der ausgebesserten Stelle. Trotzdem, die Jury war gegenüber dem Scheinprotest der Polen zu nachgiebig und die Polin durfte den Lauf wiederholen. Sie wurde somit künstlich auf das Siegespodest gehoben. Ich wurde auf den zweiten Platz dieser Europameisterschaft verwiesen.
Das nächstes Großereignis 1962 war die VII. Rodel-Weltmeisterschaft in Krynica/Polen
Ich möchte bemerken, dass die Rodelrennstrecke wohl sehr schnell, aber andererseits in einem schlechten Zustand war. Jedenfalls war die Ausbeute der Österreichischen Rodler an Spitzenplätzen nicht sehr groß. Ich musste alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung aufgrund eines Sturzes begraben.
1963 Vereinswechsel von Schönwies nach Imst
Durch den Vereinswechsel vom Rodelverein Schönwies zum Rodelverein nach Imst ergaben sich für mich nicht nur bessere Trainingsmöglichkeiten, sondern auch ein berufliches Weiterkommen.
Im Rodeljahr 1963 war das Rennglück wieder auf meiner Seite
Bei vielen Rennen im In -und Ausland konnte ich Spitzenplätze belegen.
Der Höhepunkt war die VIII. Rodelweltmeisterschaft
1963 in Imst / Tirol.
Diese Weltmeisterschaft wurde auf der ersten Kunstrodelbahn der Welt
ausgetragen. Es erforderte allen Mut, diese schnelle und eisige Strecke
mit den engen Kurven zu durchfahren. Es gab die gefürchtete
„Schlüsselstelle“ an der einige Rodlerinnen scheiterten. Meine
Rennläufe bei dieser Weltmeisterschaft waren optimal. Nur knapp musste
Ich mich der aus der DDR stammenden Rodlerin Ilse Geisler geschlagen
geben und wurde Vizeweltmeisterin 1963.
Foto: Die gefürchtete "Schlüsslstelle"
Sommer 1963
Der Bundesminister für Unterricht Dr. Theodor Piffl-Percevic
gibt sich die Ehre,
zu dem am Mittwoch , den 10. Juni um 11.00 Uhr
in den Räumen des Bundesministeriums für Unterricht stattfindenden
EMPFANG
aus Anlass der Ehrung der Erfolgreichen Teilnehmer Österreichs
an den Weltmeisterschaften 1962 / 1963 einzuladen.
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Die Ehrung von erfolgreichen Österr.Sportlern durch den jeweiligen Bundesminister für Unterricht ist eine Anerkennung von öffentlicher Seite für sportliche Erfolge. Die Sportler werden für 2 Tage nach Wien eingeladen und erhalten bei der Ehrung ein Erinnerungsgeschenk. Abends steht meist ein Theater- oder ein Opernbesuch auf dem Programm. Durch meine Rodelerfolge bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften bin ich fast jedes Jahr zu solchen Ehrungen nach Wien eingeladen worden.
Winterolympiade 1964 in Innsbruck
Der Rodelsport erstmals eine olympische Disziplin
Die Rennrodler haben es geschafft: In Innsbruck war der Sport erstmals eine olympische Disziplin. Auf der neuerbauten Olympia-Kunstrodelbahn in Igls kämpften also die Rodler auf ihren Rennschlitten mit bis zu 120 Stundenkilometern Geschwindigkeit um Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Intensiv waren die Vorbereitungen der österreichischen Rodler für die Olympischen Winterspiele. Mit dem Titel einer Österreichischen Meisterin konnte ich bei dem Rennen vor der Olympiade auf der Olympia-Rodelbahn meine Stärke auf dieser Bahn beweisen. Meine Trainingsfahrten auf der Olympiabahn waren souverän und ich war den Österreichischen Teamrodlerinnen immer überlegen.
Mein Start bei der Olympiade stand also nie in Frage. Jedoch die restlichen fünf Kader-Rodlerinnen mussten Ausscheidung fahren. Es war ein harter Ausscheidungskampf, den Friederike Matejka und Antonia Lanthaler für sich gewinnen konnten. Maria Isser, die erfolgreichste Rodlerin, Gerda Rieser und Korthals Marlene schafften keine Qualifikation und konnten die Olympiade nur als Zuschauer miterleben. Denn bei Olympiaden dürfen nur drei Rodlerinnen pro Nation starten.
IX. Olympischen Winterspiele. |
Die Sportler aller Nationen bezogen die Quartiere im Olympischen Dorf, das sehr streng abgeriegelt und bewacht wurde. Nur die akkreditierten Sportler und Funktionäre konnten ungehindert mit dem Olympia-Pass aus und ein gehen.
Bereits am 31. Jänner erfolgte der Wettkampf. Viele Zuschauer säumten die Rennstrecke. Insgesamt 4 Läufe mussten in zwei Tagen gefahren werden, dann stand das Ergebnis fest.
Ich war sehr zufrieden mit meinen Leistungen. Jeder Lauf zeichnete sich durch eine konstante Leistung ab:
1. Lauf: 52,08 Sekunden
2. Lauf: 52,08 Sekunden
3. Lauf: 52,42 Sekunden
4. Lauf: 52,48 Sekunden
Und mit diesen, man kann sagen „Sicherheitsläufen“ , errang ich die
erste Olympische Medaille für Österreich im Rodelsport, eine Bronzemedaille!
Ich wusste, dass ich die zwei DDR – Rodlerinnen (Enderlein u. Geisler)
nie schlagen konnte, denn damals war die DDR in der Entwicklung des
Rodelsportes uns Österreichern weit überlegen. Zum Beispiel, hatten sie
zu den verschiedenen Eistemperaturen eigene Rodelschienen. Nach dem
Fall der Mauer, erfuhren wir zudem, dass damals vor der Olympiade, die
DDR den Start der Rodelbahn bis zur ersten Kurve in einer Eishalle
nachgebaut hatte und die DDR-Rodlerinnen darauf trainieren konnten.
Rodlerin Helene Thurner holt Bronze für Österreich! |
Nun, man kann es nur schwer beschreiben, welch ein bewegendes Gefühl es ist, eine Medaille zu erringen. Die Menschen jubeln einem zu, man wird herumgereicht. Leider gab es im Oberinntal noch kein Fernsehen und deshalb konnten meine Familie und die Dorfbevölkerung den Rennverlauf und die Siegerehrung nicht mitverfolgen.
In Imst wurde den „Olympionikern“ Helene Thurner, Thaler Helmut und Reinhold Senn vom Rodelverein und der Gemeinde Imst ein großartiger Empfang bereitet.
In meiner Heimatgemeinde Mils wurde ich von der Musikkapelle vom Elternhaus zum „Gasthof Sonne“ geleitet. In einer Feier, mir zu Ehren, gratulierte mir die Gemeinde Mils mit Bürgermeister Josef Huber sehr herzlich zu meiner Olympiamedaille. Als Geschenk wurde mir ein Fotoapparat überreicht.
Im Juni desselben Jahres war ein großer Empfang aller Medaillengewinner/Innen beim Bundespräsidenten Schärf in Wien. Es wurden Ehrengeschenke verteilt und ein „tolles“ Programm geboten. Am Abend wurde die „Zauberflöte“ in der Staatsoper gespielt und wir waren auch im Praterstadion beim Sportpressefest.
Foto: Beim Konditionstraining
Der Rodelwinter 1965 begann mit Erfolgen für mich
Ich gewann die Tiroler Meisterschaften in Kufstein,
die Österreichische Staatsmeisterschaft in Bad Aussee,
das internationale „Luis Schütz“ Gedenkrennen,
ein internationales Rodelrennen in Hahnenklee (Deutschland)
ein Rennen in Liberec (CSSR)
und andere kleinere Rennen.
Es folgte die Weltmeisterschaft 1965 in Davos
Meine Startnummer war die Nummer 13. Der erst Lauf wahr vielversprechend, denn ich lag mit 6 hundertstel Sekunden vor meiner stärksten Rivalin, der Olympia-Siegerin Ortrun Enderlein. Jedoch war das Glück nicht auf meiner Seite. Im dritten Lauf hatte ich in einer Kurve Probleme, die mich im Endklassement auf den 5.Gesamtrang zurückwarfen. Oder war es die Nr.13 ? Nein, ich bin nicht abergläubisch.
Die meisten Reisekilometer im Zuge des Rodelsportes legte ich 1967 zurück
Für
mich waren diese Strecken keine Strapazen, sondern vielmehr war meine
Wissbegierde groß, ferne Länder kennen zu lernen. Meine sportlichen
Ambitionen standen natürlich immer im Vordergrund. Man muss bedenken,
dass es vor 40 Jahren für mich schon aus finanziellen Gründen nicht
möglich gewesen wäre, andere Länder zu bereisen. Aber durch den Sport
hat sich diese Chance eröffnet.
Gleich am Beginn der Rodelsaison
1967 kam die Einladung, mit Rodlerkollegen aus Schweden, Deutschland,
Italien und Österreich, nach Amerika/Montana zu reisen, um an einem
internationalen Rodelrennen teilzunehmen. Leider wurde das Rennen wegen
zu milder Witterung abgesagt. Wir nützten die Zeit und besuchten die in
Montana lebenden Schwarzfuß-Indianer und die dort beheimateten
Büffel-Herden. Einen Tag verbrachten wir auch in New York, bevor es
wieder zurück nach Europa ging.
Foto: Schwarzfuß-Indianer in Montana
1967 fanden die „Vorolympischen Spiele“ in Frankreich statt
vom 29. Jänner bis 6. Februar in Villard-de-Lans
Diese Testbewerbe werden vor jeder Olympiade durchgeführt. Ich kam mit der Rodelbahn in Villard-de-Lans sehr gut zurecht und freute mich schon auf die X. Olympischen Winterspiele 1968.
Von Frankreich ging es direkt nach Schweden zur Rodelweltmeisterschaft.
1967 - Rodel-Weltmeisterschaften in Hammerstrand / Schweden
vom 13. bis zum 19. Februar 1967
Die Anreise nach Hammerstrand (Mittelschweden) war sehr lang. Die Österreichische Nationalmannschaft fuhr mit einem Bus nach Schweden. Eine Flugreise war dem Österreichischen Rodelverband zu teuer. Einen Tag und eine Nacht im Bus. Es wurde nur gestoppt um zu essen. Hammerstrand begrüßte uns mit sehr viel Schnee. Unser Quartier war eine Schule. Die Klassenzimmer wurden in Schlafzimmern umfunktioniert. Es war einfach, aber wir hatten es sehr lustig.
Die Eröffnung der Weltmeisterschaftsfeier, hat mich sehr beeindruckt, weshalb ich es hier dem interessierten Leser nicht vorenthalten möchte. Ich traute meinen Augen nicht. Der Einzug aller teilnehmenden Nationen ging nicht wie üblich in ein Stadion, sondern zur Ortskirche. Ein Ökumenischer Gottesdienst, verbunden mit schwedischer Kirchenmusik, war die offizielle Eröffnungsfeier zur XI Rodelweltmeisterschaft. Für mich etwas Einzigartiges. Ich empfand es als „wohltuend“, da man während der Rodelsaison zeitlich nie die Gelegenheit hatte, einen Gottesdienst zu besuchen. Diese Eröffnungsfeier in Schweden werde ich nie vergessen.
Hier einige Details:
Einzug: Musik von G.F. Händel ( aus Wassermusik )
Eröffnungsreden vom Präsidenten der FIL und vom Präsidenten des Organisationskomitees.
Beginn des Gottesdienstes mit Psalmen, Chorälen und Gemeindegesang mit schwedischer Kirchenmusik.
Nach dem Gottesdienst, Festmusik für Orgel von S.G. Schönberg.
Diese Feier zur Weltmeisterschaftseröffnung, war für mich ein berührender Auftakt zu diesem Sportereignis.
Die Temperaturen in Hammerstrand waren um einige Grad kälter als wir es in Mitteleuropa gewöhnt waren. Jedoch an trainingsfreien Tagen sorgten die „schwedischen Schlitten“ - genannt „Spark“ - für Abwechslung und mit dem körperlichen Einsatz am Schlitten, fühlte man die herrschende Kälte nicht mehr (siehe Bild).
Die Tage vor der Weltmeisterschaft waren in Trainingsfahrten für die teilnehmenden Nationen eingeteilt.
Nach den ersten Trainingsfahrten hatte ich ein gutes Gefühl auf dieser
Rodelbahn. Meine Trainingszeiten waren immer im Vorderfeld.
Es wurde ernst: Das Rennen begann! Die Länge der Rodelbahn betrug 1200 Meter. Der Bahnrekord bei den Damen lag bei 50,93 Sekunden, meine Bestzeit auf dieser Bahn bei 51,17 Sekunden.
Und wieder hatte ich zwei DDR – Mädchen als Konkurrentinnen. Nach vier Läufen stand dann folgendes Ergebnis fest:
1. und Weltmeisterin - Ortrun Enderlein DDR
2. und Silbermedaillengewinnerin – Petra Tierlich DDR
3. und Bronzemedaillengewinnerin – Helene Thurner Österreich
Foto rechts: Siegerehrung im Kulturhaus in Hammerstrand
Leni Thurner Ö (Bronze), Petra Tierlich DDR (Silber), Ortrun Enderlein DDR (Gold)
Wie immer freute ich mich sehr über eine
Weltmeisterschaftsmedaille.
Leider nahm in Mils niemand Notiz von meinem Rodelerfolg bei dieser Weltmeisterschaft.
Rodelwinter 1967 / 1968
Bei guter Schneelage und kalter Witterung begannen die ersten Rennen im Dezember 1967. Man tastete sich bei kleineren Rennen wieder an die Geschwindigkeiten heran. Das nächste Großereignis war die internationale Rennrodelsportwoche in Innsbruck auf der Olympiarodelbahn. Die schnelle Igler Bahn forderte einige Stürze. Zum Glück hatte sich dabei niemand ernstlich verletzt.
Die
Igler Olympia-Rodelbahn war eine meiner Lieblingsstrecken. Bei jedem
Rennen auf dieser Bahn gelang mir ein Spitzenergebnis. So auch bei der
internationalen Rennrodelwoche. Im Sportteil der T.T. stand zu lesen:
Die beste Österreichische Rodlerin in Igls ist Helene Thurner. Mit
einer Gesamtzeit von 3:34,29 belegte sie den sehr guten 3. Rang.
Die nächste Österreicherin war mit einer Zeit von 3:37,42 auf dem 8. Rang platziert.
Bei den Österreichischen Rodelmeisterschaften in Imst wurde ich zum 7. Mal „Österreichische Staatsmeisterin“.
Foto: Bei der Startvorbereitung in Imst
X. Olympischen Winterspiele. |
Dies war meine zweite Teilnahme an Olympischen Winterspielen!
Foto: Eröffnungsfeier Winterspiele 1968
Die Teilnahme an einer Olympiade ist für jeden Athleten der Lohn und die Auszeichnung seine sportlichen Leistungen.
Als beste Österreichische Rodlerin in dieser Zeit war es für mich
wieder eine Ehre bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble dabei zu
sein.
Die Anreise erfolgte nach der Einkleidung der Olympiamannschaft und der Verabschiedung durch den Bundespräsidenten in Wien mit dem Flugzeug nach Grenoble. Die Olympiarodelbahn befand sich von Grenoble in dem ca. 40 km entfernten Villard de Lans.
Am nächsten Tag stand schon das Training auf der Olympiarodelbahn an.
Ich kann mich gut erinnern, dass jeder Sportler am Tag zwei Trainingsläufe hatte. Ich war überrascht wie gut mir jeder Trainingslauf gelang. Ich war der Ideallinie immer sehr nahe und das ließ Gutes hoffen. Mit meinen Trainingsläufen war ich immer unter den drei Erstplatzierten. Unsere Trainer sowie die Österreichischen Rodelkolleg/Innen und natürlich auch ich rechneten schon insgeheim wieder mit einer Medaille.
Voll Zuversicht fieberte ich dem Tag entgegen, an dem das Rennen
begann. In vielen Olympiabüchern wird fast nie die jeweilige
Wettersituation erwähnt. Aber in Villard des Lans, dem Ort der
Rodelbewerbe, musste der erste Start immer wieder verschoben werden.
Frost erwies sich als Mangelware. Die Witterung war viel zu mild.
Durch diese veränderte Wettersituation waren auch meine Rennläufe nicht
mehr so schnell. Ich hatte nur zwei Paar Kufen für verschiedene
Eistemperaturen zur Verfügung. Die anderen Rodlerinnen hingegen hatten
für jede Eistemperatur Stahlkufen bereit und waren bei weicheren Bahnen
im Vorteil.
Es kam was kommen musste: Bei meinem ersten Rennlauf war ich an 6.
Stelle platziert. Nach dem zweiten Lauf konnte ich mich weiterhin auf
dem 6. Platz behaupten und hoffte, bei den noch zu fahrenden zwei
Läufen weiter nach vorne zu kommen. Die Wettersituation hat sich nicht
zu meinen Gunsten gebessert und ich rutschte beim dritten Lauf auf Rang
9 zurück. Die Rodelbewerbe mussten dann auf Grund der milden Witterung
nach dem dritten Lauf abgeschlossen werden.
Somit errang ich den 9. Rang im Rennrodeln der Damen bei den
X. Olympischen Winterspielen in Grenoble-Frankreich 1968.
Hier eine Auflistung meiner größten Erfolge im Rodelsport
1959 | Weltmeisterschaft in Villard de Lans / Frankreich | 5. Platz |
1960 | Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen / Deutschland | 4. Platz |
1961 | Weltmeisterschaft in Girenbad /Schweiz | Bronzemedaille |
1962 | Europameisterschaft in Liezen / Österreich | Silbermedaille |
1963 | Weltmeisterschaft in Imst / Österreich | Silbermedaille |
1964 | Olympiade in Innsbruck / Österreich | Bronzemedaille |
1965 | Weltmeisterschaft in Davos / Schweiz | 5. Platz |
1967 | Weltmeisterschaft in Hammerstrand / Schweden | Bronzemedaille |
1968 | Olympiade in Grenoble / Frankreich | 9. Platz |
zudem | |
7 mal Österreichische Meisterin und 6 mal Tiroler Meisterin | |
sowie Gewinnerin vieler nationaler und internationaler Rodelrennen |
Meine Rodellaufbahn beendete ich nach der Olympiade in Grenoble.
1972 hatte ich noch einen ehrenvollen sportlichen Einsatz
Zu den Olympischen Sommerspielen in München wurde das Olympische Feuer auf dem Landweg von Athen nach München getragen. Dieser Weg führte auch durch Tirol. Viele Tiroler Sportler waren eingeladen, das Olympische Feuer mit einem Stafettenlauf von Kufstein bis nach Innsbruck über Seefeld nach Scharnitz an die deutsche Grenze zu überbringen. Die Strecke wurde in 1000 Meter Abschnitte eingeteilt. Jeder Sportler bzw. Sportlering hatte dieses Teilstück mit dem Olympischen Feuer, eskortiert von Polizeibegleitung zu laufen. Meine Strecke befand sich unmittelbar nach Wörgl.
Olympiafackel
Alle teilnehmenden Sportler und Sportlerinnen durften die Fackel, in der sie das Feuer weitergetragen hatten, als Erinnerung behalten.
Aufschrift auf der Fackel:
"Sommerolympiade München 1972"
Material: Krupp-Stahl