Bullock > Keith's Projects > Die Berichte der Überlebenden dieses Flugzeugabsturzes vom 8. April 1945

Der Bericht des Bombenschützen im Liberator Sheldon B. Benscoter:

"Sobald ich nach meinem Absprung den Boden berührt hatte, wurde ich gefangen genommen und in einem offenen Wagen über eine kurvenrei­che Straße in ein weißes Gebäude (Nachforschungen haben ergeben, dass es sich um das Hotel Emma in Meran, in der Nähe des Bahnhofes handelt) gebracht. Ein deutscher Offizier in einer schwarzen Uniform mit einem Hakenkreuz auf seiner Mütze kam mir auf der Türschwelle entgegen. Ich wurde in einen großen Raum mit einer Wendeltreppe am hinteren Ende gebracht und dann führte man mich in einen Nebenraum, in dem ein Tisch und Stühle waren. Er sah nach einer Art Konferenzraum aus. Ich wurde ausgezogen und durchsucht und dann gaben sie mir einen Overall und meine Füße wurden in Schlüpfer gesteckt. Danach brachten sie mich die Treppe hoch. An den Wänden hingen alte Speere und wenn ich mich recht erinnere auch Schilder, doch könnte ich nicht beschwören, dass es sich tatsächlich um Schilder gehandelt hat. Daraufhin brachten sie mich in einen kleinen Raum am oberen Treppenende, in dem in einer Ecke ein Ballen Stroh lag. Kurze Zeit später gab mir ein junger Soldat ein paar von meinen Kleidern wieder und führte mich die Treppen hinunter und nach draußen, zum Auto, das mich von meiner Landestelle hier her gefahren hatte. Ich war ca. 15 Meter von einem Bauernhof entfernt gelandet und hatte nur um ein Haar den Obstgarten verfehlt.

Nun brachten sie mich mit dem Wagen in eine Stadt, wobei ich glaube, es war Meran. Als ich verhört wurde, wurde mir gesagt, dass ein Bomber und vier Leichen gefunden worden waren. Später führten sie mich in einen langen schmalen Raum mit einer langen Bank, wo ich sah, dass unser Schütze vom vorderen Geschützstand auch schon da war. Später wurden auch Survilla, Furlong und Paulsen herein geführt. Nach einiger Zeit wur­den wir auf einen Lastwagen geladen und einige Kilometer weiter gefah­ren. Als wir unser Ziel erreichten, war es bereits finster. Das Gebäude schi­en ein Gefängnis zu sein und wir wurden in einen 8 x 10 m großen Raum gebracht. Ein Podest füllte den Raum fast gänzlich aus, doch war da genü­gend Platz, um links und rechts daran vorbei zu laufen. In einer Ecke stand ein kleiner Ofen und darüber war hoch oben ein kleines Fenster. Eine kleine Glühbirne baumelte an einem Kabel von der Decke und brannte Tag und Nacht. Später am Abend kamen zwei Bomber von einem anderen Flugteam zu uns, die ebenfalls runter geschossen worden waren.

Am nächsten Tag wurde unser Flugnavigator Patchen herein gebracht. Wenige Tage später wurden wir in eine andere Stadt überführt, ich glaube, es war Bozen, denn in dem Gebäude, in dem wir festgehalten wurden, hing ein Schild an der Wand, auf dem Universität Bozen stand. Schließlich kamen wir in einen langen Raum mit rohen Stockbetten. Im Raum dane­ben waren deutsche und italienische Soldaten, die allem Anschein nach etwas angestellt hatten und bestraft wurden. Später kamen der Pilot eines Bombers und eines Kampfflugzeugs zu uns. Einige Tage später erfuhren wir, dass wir nach Deutschland gebracht werden sollten. Wir wurden von einer Wachmannschaft begleitet, die von einem Sergeant angeführt wurde. Ein Soldat trug die Uniform des Afrikanischen Heeres; wir erfuh­ren, dass er dabei erwischt worden war, wie er einen englischen Radio­sender hörte und er wurde nach Deutschland zurückgebracht, wo er im Gefängnis seine Strafe absitzen sollte. Der diensthabende Sergeant sprach ausgezeichnet Englisch und er hatte mehrere Fotoapparate und eine Menge Fotos dabei. Er zeigte uns sogar einige von den Fotos, die er bei sich trug, wobei eines ganz besonders interessant war. Es zeigte eine der großen Nazi-Rallys. Alle führenden Nazis, einschließlich Hitler, Göring, Göbbels, Rohm und andere standen auf einem Balkon. Neben den Naziführern standen zwei Männer mit Käppis, ich glaube, sie trugen brau­ne Hemden und einer von ihnen war "unser" Sergeant. Er erklärte uns, Rohm sei "kaput". Dann fuhren wir Richtung Deutschland und Patton befreite uns vom Stalag 7a.

Ich wünschte mir, ich könnte den Namen und die Adresse dieses Sergean­ten erfahren.

Sheldon B. Benscoter


Bericht von Lawrence Paulsen, Co-Pilot:

"Unser Ziel war an dem Tag die Eisenbahn­brücke in der Nähe von Sterzing in Norditali­en. Es sah nach einem "Spaziergang" aus, d.h. das Ziel wurde kaum verteidigt, doch einige Jahre später schrieb ein Geschichtsforscher, der sich mit der 98. Bombergruppe befasste, dass von allen Flugmissionen diejenige vom 8. April 1945 die spektakulärste war. Von den 32 Bombern, die zu dieser Mission ausge­sandt worden waren, wurde einer in Fetzen geschossen und zwei wurden so schwer beschädigt, dass sie nie wieder zu ihrer Basis zurückkehrten, sie wurden daher auf die Liste der vermissten Flieger (MIA = missing in action) gesetzt. Der Bomber, den ich flog, war einer davon; es war meine 38. Mission. Ich sprang aus dem Flugzeug hinaus; das war mein allererster Fallschirmsprung und ich hatte eine Heidenangst, dass mein Schirm nicht aufgehen würde und zog das Seil viel zu früh, denn ich fiel noch horizon­tal und sehr schnell. Als daher der Schirm aufging, tat es einen ganz schö­nen Ruck. Ich wurde herum gerissen und ein Fuß geriet in die Taue des Fallschirms, wodurch ich mit dem Kopf voran nach unten fiel. Doch schaffte ich es, meinen Fuß frei zu bekommen und landete heil, allerdings mit einer Verstauchung. Ich wurde gleich geschnappt.

Ich möchte Euch von einem Erlebnis berichten, das ich hatte, als wir zum Stalag 7a geführt wurden. Eine der Wachen konnte ein bisschen Englisch sprechen und er erzählte uns, dass er für die Deutsche Luftwaffe als Kampfpilot gearbeitet hatte, doch aus irgend einem Grund, an den ich mich jetzt nicht mehr erinnere, wurde er zum Bodenpersonal beraumt. Er wurde dann einer von Hitlers Leibwächtern und er zeigte uns ein Foto von sich, wie er neben Hitler und Goering und einem anderen Leibwächter stand. Nachdem er Hitlers Leibwächter war, hörte er natürlich eine Menge Gespräche mit vielen Generalen und anderen hochgestellten Persönlichkeiten mit. Die Wache wußte nicht, dass ich Deutsch verstand und ich hörte, wie er zu einem Kameraden sagte: "Wenn alles so gelaufen wäre, wie Hitler es geplant hatte, dann wären wir heute in Südamerika." Wenn die Vereinigten Staaten nicht genau zu dem Zeitpunkt in den Krieg einge­treten wären, hätte die deutsche Armee ohne weiteres ihre Truppen nach Südamerika senden können und von dort aus hätten sie die Vereinigten Staaten bombardieren können, und das möglichst mit Atombomben".

Lawrence M. Paulsen


Flugnavigator Ted Patchen hat folgende Nachricht übermittelt:

"Es wäre bestimmt ein wunderbares Erlebnis, an der Feier teilzunehmen, vor allem, da wir dabei auch noch euer schönes Fleckchen Erde besuchen könnten, doch leider geht es mir gesundheitlich nicht mehr so gut, dass ich eine so lange Reise auf mich nehmen möchte.

Einen aufrichtigen Dank aussprechen möchte ich ihnen, Keith, der Gemeindeverwaltung und all jenen, die sich so nett und aufmerksam um die Gedenkfeier für die vier Mitglieder unserer Mannschaft, die damals umgekommen sind, bemüht haben."

(,It would be a wonderful experiance to attend the celebration especially with the added bonus of visiting your beautiful part of the world but unfor­tunately Im just notphysically up to such a long trip. I would like to thank you, Keith, the Town Council and all concerned for this very kind and thoughtful rememberance of the four members of our crew who were lost that day).

Ted Patchen